Alte schöne Gedichte





        Hobellied
Da streiten sich die Leut' herum,
oft um den Wert des Glücks,
der eine heißt den andern dumm,
am End weiß keiner nix.
Da ist der allerärmste Mann
dem andern viel zu reich.
Das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt beide gleich.

Die Jugend will halt stets mit G'walt
in allem glücklich sein
doch wird man nur ein bisserl alt,
man findet sich schon drein.
Oft schimpft mein Weib mit mir, o Graus !
Das bringt mich nicht in Wut;
da klopf ich meinen Hobel aus
und denk, du brummst mir gut.




Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
und zupft mich : Brüderl kumm,
da stell ich mich im Anfang taub
und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er : Lieber Valentin,
mach keine Umständ, geh !
Da leg ich meinen Hobel hin
und sag der Welt ade !

Ferdinand Raimund


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