Überraschung für den Dieb

Zur Weihnachtszeit ist Saison für Theater im Allgemeinen und Puppenspieler im Besonderen. Sehr beliebt ist neuerdings dabei unser Stück "Der kleine Hobbit" nach der Geschichte von Tolkien.
Durch den australischen Film "Der Herr der Ringe" breitet sich allmählich ein kleines neues Tolkien-Fieber aus. Nicht bei den Veranstaltern, für die ist das nicht kindgerecht, bei den Kindern schon gar nicht, die dürfen ja nicht selbst bestimmen.
Aber neuerdings kommen plötzlich Jugendliche. Solche, die man normalerweise unter Androhung von Prügeln ins Theater zerrt. Ja, die gucken sich auf einmal freiwillig eine Kindervorstellung an und finden's geil.
Die Welt ist sonderbar.
Also haben wir uns auf die Saison vorbereitet. Das fing mit unserem Fahrzeug, einem altersschwachen Transporter, an. Wir ahnten nicht, welche absurde Geschichte daraus entstehen würde.

Vor der Weihnachtszeit tut ein Puppenspieler gut daran, sein Fahrzeug auf Herz und Nieren zu checken. Das Herz könnte die Batterie sein. Was die Nieren sind, war uns da noch unbekannt.
Wenn zufällig TÜV ansteht, um so besser, dann wird man von höherer Seite zum Fahrzeugcheck gezwungen und weder positives Denken noch ein intensiv geschulter Verdrängungsmechanismus konnten diesmal den Fahrer (meinen Mann) von dieser Aufgabe ablenken.
So weit, so gut. Unser frischgetüvtes Auto schaffte es von Ratzeburg bis kurz vor Bremen. Verwunderlich ist das nicht, schließlich war Sonntag. Dann ertönte ein seltsames Geräusch, der Motor zog nicht mehr richtig und wir, die Laien, hielten beim nächsten Rastplatz an. Lieber einen Auftritt verlieren als vielleicht den Motor und damit die ganze Spielzeit.
Ein besonders netter ADAC-Engel erschien innerhalb der nächsten Stunde. Er guckte und prüfte, klopfte und horchte - konnte aber gar nichts finden. Mensch, kamen wir uns dämlich vor. Er verordnete eine Probefahrt und setzte sich hinters Steuer.
Brumm brumm brummmmmmm ....dann irgendwo auf dem platten Land: Pufff !
Weit entfernt von Rastplätzen und jeglicher Zivilisation riss der Zahnriemen.
Armer Engel.
Er musste zu seinem ADAC-Auto trampen und wir mussten wieder warten, diesmal auf den Abschleppwagen. Den Auftritt übernahm inzwischen ein befreundetes Theater aus der Nähe des Spielortes.
Spät abends stellte der Abschleppwagen unser Auto vor der Werkstatt in Schönberg ab.
Der freundliche Fahrer ließ uns nicht im Nieselregen stehen, sondern brachte uns noch nach Hause.
Wir waren müde wie nach fünf Spieltagen und schliefen sehr sehr gut.
Was ist denn daran absurd? So etwas passiert doch jeden Tag !
Ja, ja, kommt ja gleich !

Am nächsten Morgen rief die Werkstatt an, jemand hätte unser Auto aufgebrochen,
*hihihi*, ganz sorgfältig am Schloss gearbeitet, auf der im Schatten liegenden Beifahrertür,
*hahahaha*, nicht das Radio geholt, sondern das Zündschloss kaputt gemacht und Kabel rausgerissen,
*kicher*, der war scharf auf den Wagen und wollte ihn kurzschließen,
*pruuuussst*, klar sprang der Motor an, aber huch, das Auto bewegte sich nicht, keinen Millimeter,
*verschluck* war ja auch kaputt, der Zahnriemen!

Ich stelle mir immer noch vor, wie verblüfft der Autoklauer gewesen sein muss, und wie er sich geärgert hat über die vertane Mühe. Vielleicht waren es auch zwei, die sich dann gegenseitig Vorwürfe machten ?
Auf jeden Fall ist das Leben äusserst spannend. Morgen fahren wir wieder los.
Tschüßi
von Maren Winter    Figurentheater Winter


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