Meine Erinnerungen an Weihnachten 1950 - 1958

Weihnachten war schon immer eine aufregende Sache. Als Kinder hatten wir damals kein oder fast kein Geld, unsere Geschenke an die Eltern bestanden darum aus Bildern oder selbstgebasteltem. Die Basteleien waren früher oft ein Teil des vorweihnachtlichen Schulunterrichtes und wurden dann zu Hause beendet. Ich erinnere mich noch, daß ich am Heiligabend zur Zeit der Bescherung noch nicht fertig war und um eine zusätzliche halbe Stunde bitten mußte...

Der Weihnachtsbaum war inzwischen unter "Ausschluß der Öffentlichkeit" geschmückt worden, d.h. das Wohnzimmer war dann abgeschlossen. Wir 3 Kinder warteten nach dem Abendessen (traditionell Kartoffelsalat und Würstchen) nervös stundenlang (so kam es uns vor), bis endlich ein Glöckchen läutete und wir hinein durften.
Das Licht war dann ausgeschaltet, am mannshohen Tannenbaum brannten etwa 20 Kerzen und die Kugeln glitzerten mit dem Lametta um die Wette. Ein herrlicher Anblick, der uns jedesmal in Begeisterung versetzte.

Wenn nur nicht immer diese Inquisition durch den Weihnachtsmann gewesen wäre - und das Gedicht, das war Pflicht. Je nach Alter war es unterschiedlich schwer und unterschiedlich lang.
Tja, wir mußten uns unsere Geschenke redlich "verdienen".

Der Weihnachtsmann war in meiner Kinderzeit immer sehr beeindruckend. Was der alles von mir wußte !!! Nur merkwürdig, daß er immer dann gerade kam, wenn Vater auf Toilette war, er hat ihn jahrelang verpaßt !
Nach und nach dämmerte mir, daß da wohl ein direkter Zusammenhang besteht und als ich dann mal wagte, diesen Verdacht zu äußern..... da kam der Weihnachtsmann, OBWOHL mein Vater bei uns am Tisch saß ! *staun*

Es war ja damals ein beliebtes Mittel zur Kindererziehung, gerade zu Weihnachten (das Fest der Liebe, oder ?) mit den Prügeln durch den Weihnachtsmann zu drohen. Typisch dafür ist dieses Kindergedicht, das wir damals ängstlich aufgesagt haben, wenn der Weihnachtsmann ins Wohnzimmer gekommen war :

Lieber guter Weihnachtsmann
schau mich nicht so böse an
stecke deine Rute ein
ich will auch immer artig sein !

Der Weihnachtsmann fragte dann auch mit dumpfer, grollender Stimme : "Warst du denn auch immer artig ?"
Darauf haben wir zögernd gelogen : "ja !"
Und er fragte dann die Eltern / die Mutter : "Stimmt denn das auch ?"
Und die Mutter : "Naja, meistens stimmte das, meistens waren sie artig !"

Puh, welche Erleichterung !!!

"Na, dann hab ich euch auch was mitgebracht !" , er öffnete einen großen Sack, holte Päckchen heraus und Mutter half ihm dabei, daß es auch an das richtige Kind ging, wir waren ja zu dritt.

Irgendwann kommt man als Kind in das Alter, in dem man nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt. Tja, dann kommt er natürlich auch nicht. Welcher Nachbar mag schon bei diesem Schwindel ertappt werden ? Da gab es dann eben die Geschenke von den Eltern.
Auch zu meinen Kindern ist einmal der Weihnachtsmann gekommen. Es gibt ja soooo viele Kinder, bei denen er bescheren muß und meistens deponiert er die Geschenke in der Nacht vorher und wir übergeben sie dann. Aber einmal kam er wirklich höchstpersönlich. Meine Söhne haben auch prompt große Augen gemacht.

Vor einigen Jahren war ich auch selber mal dran, der Weihnachtsmann zu sein, bei einer Familie in der Nachbarschaft. Man schwitzt furchtbar unter so einer Maske, das kann ich euch flüstern ! Und ohne Maske.... hätten die Kinder mich sofort erkannt.

Ausgepackt wurden die Päckchen aber noch nicht gleich. Wenn der Weihnachtsmann gegangen war, wurden erst einmal Lieder gesungen, bis die Kerzen einigermaßen heruntergebrannt waren.
Natürlich konnten wir die Weihnachtslieder komplett auswendig, das wurde schon Wochen vorher in der Schule und an den Adventsonntagen geübt. Mutter sang zu den Liedern gerne die zweite Stimme, das klang besonders schön.
Im Laufe der Jahrzehnte änderte sich das aber. Als wir Kinder erwachsen waren und bei den Eltern einen Weihnachtsbesuch machten, sangen wir auch noch, aber nicht mehr so schön. Eine Zeitlang hatten meine Eltern auch eine Katze und als wir mit dem Singen anfingen, rannte sie entsetzt schreiend aus dem Zimmer. Wir mußten so lachen, daß an weitersingen nicht mehr zu denken war und die Stimmung war auch irgendwie nicht mehr so richtig feierlich, hihihi...

Das Auspacken der Geschenke war natürlich die Krönung, wobei ich eigentlich nur auf Bücher und Spielzeug scharf war. Es gab aber auch Kleidung, darüber mußte ich mich auch freuen, sonst war Mutter schwer enttäuscht. Vater war inzwischen dabei, meine Blecheisenbahn zusammenzusetzen und er hat an dem Abend mehr damit gespielt, als ich. :-)

Zu Weihnachten 1958, inzwischen war ich 12 Jahre, hatte ich mir ein Fahrrad gewünscht. Aber bei der Bescherung war weit und breit kein Fahrrad zu sehen. Welch ein Jammer, die Augen wurden feucht...
Da meinte Vater : "ich hätte ja beinahe etwas vergessen !" , ging ins Nebenzimmer und dann hörte ich eine Fahrradklingel !!!
Na, nun war der Weihnachtsabend gerettet !

Ich wünsche euch allen ein fröhliches Weihnachtsfest !
Peter


Thema Weihnachten

Titelseite   Übersicht   Scherzseiten   Briefmarken   Links   Gästebuch   eMail