Erlebnisse und Beobachtungen mit den Samtpfoten

 
Gespräche im Die Spotlight-Foren - Haustierforum

Schos: Meine ganze Geschichte... (nur für harte Nerven)


Von hier aus hat mein Kater "Schos" den uneingeschränkten Blick
auf alles, was unten passiert...

Als ich ihn bekam, war er 1 Woche alt. Aääähhh.... ich fang von vorne an und versuche mich einigermassen kurz zu fassen.
Ich und meine damalige Freundin suchten eine Katze. Eine Wohnungskatze sollte es werden, da hinter unserer damaligen Wohnung gleich das Bahngleis, und dahinter viele sehr viel befahrenen Strassen waren.
Wir antworteten auf ein Zeitungsinserat "Perserkatze umständehalber abzugeben" und machten einen Termin erst für die nächsten Tage aus "...weil die Perserdame jetzt recht dreckig ist. Sie ist versehentlicher Weise rausgekommen und hat sich schmutzig gemacht" - so hieß es. Naja...
Ein paar Tage später war es soweit. Wir sollten uns die Katze anschauen. Wir fuhren in ein kleines Bauerndorf, 20 Minuten von uns entfernt. Was uns da zu Gesicht kam, werde ich nie vergessen. Trotz der fünf vergangenen Jahre weiss ich es noch wie heute, wie es dort aussah. Ein alter, heruntergekommener Hof bot sich uns da an. In der Mitte des Hofes konnten wir nicht parken, weil wir mit dem Auto wohl nicht mehr herausgekommen wären. Eine ca. 40jährige Frau mit Kopftuch und Gummistiefel erwartete uns. "Sie wollen die Katze?" - "Ja, deshalb sind wir hier!".

Wir gingen in das Haus. Dort war bestimmt schon 10 Jahre nicht mehr geputzt worden, eine alte Treppe, bei der der Läufer wohl ehemals hellgrau war, führte in den ersten Stock. Ich spüre noch immer, wie meine Hand auf dem Geländer "festpappte". Wir sahen ca. 30 Katzen, vielleicht 20 "Perser" (eher Mischlinge) und einige Hauskatzen. Von gross bis sehr klein. Und doch alle gleich: verklebte Augen - struppiges Fell - Bissspuren - Blut. Kot überall, wo man hinsah.
Zara (die Zeitungsannonce) wurde geholt.

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Ich muss grad lachen - Zara hat mir Ihre Futterschüssel gebracht - sie hat Hunger...
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Ich sah sie das erste Mal: verfilzt - verlaust - uns stockte der Atem - die armen Tiere! Als der Mann der Anbieterin schrie - sie sollte ihm Bier holen und die Katzen endlich alle weggeben - er würde sie alle an die Wand schmeissen (das war ernst gemeint) - hatten meine Freundin und ich keine ruhige Minute mehr. Wir beschlossen, die Katze zu nehmen und ihr zu helfen. Ausserdem nahmen wir noch einen kleinen Kater mit - einen Hauskater. Er kam auf mich zu und miaute, als ob er sagen wollte: Hilf mir - nimm mich mit! Ich konnte nicht anders...
300 DM bezahlten wir für die Katze, den Kater bekamen wir geschenkt - er sollte sowieso an der Hausmauer enden.

Wir fuhren sofort mit den Tieren zum Tierarzt.
Die Perserkatze: Läuse - Verfilzungen - Katzenschnupfen - Komplettrasur notwendig. Ausserdem eine Operation am Schwanz, eine Bisswunde hatte sich entzündet, ein Stück musste amputiert werden.
Der kleine Kater: er sei viel zu jung und ausserdem habe er Katzenschnupfen in einem Ausmass, dass eigentlich nur noch einschläfern die Lösung sei. Es sei denn, wir hätten Zeit und würden jeden Tag mit ihm wiederkommen und noch viel wichtiger: ihn mit Liebe heilen.

Nach 2 Tagen hatten wir auch Zara dann zu Hause. Sie sah erschreckend aus. Überall lila (das ist ein Mittel zum draufsprühen, dass sich die Katze nicht kratzt) und dürr. Sie sah aus, wie eine Ausserirdische – Besucher unserer Wohnung erschreckten sich an ihr. Es stellte sich heraus, dass sie nur zum Züchten da war, weil sie eine vierfarbige, wohl preisgekrönte Kätzin war. Sie musste züchten, bis alles kaputt war. Folge: Totaloperation der Geschlechtsteile.
Schos (der Kater) wurde mit der Flasche aufgezogen.

Das alles liessen wir nicht auf uns sitzen und verständigten den Tierschutzverein. Als ich den Namen der Frau nannte, erzählte die vom Tierschutz mir, dass die Frau bekannt wäre. Sie hätte bereits mehrere Jahre ein Verbot vom Veterinäramt, Tiere halten zu dürfen. Es würde sich aber keiner trauen, etwas dagegen zu tun und Anzeige zu erstatten, da die Familie als gewalttätig bekannt wäre. Ich sagte spontan: Dann mach´s halt ich jetzt.
Wir meldeten den Sachverhalt dem zuständigen Veterinäramt und dem Tierschutzverein ausführlich. Daraufhin wurden ca. 50 Katzen – 5 Hunde, 30 Papageien (die hatte ich gar nicht gesehen) und mehrere Pferde vom Veterinäramt eingezogen.
Die Folgen: Telefonterror von der Verkäuferin – wir wurden überwacht – jeder Schritt von uns wurde mir am Telefon bestätigt. Bis sie einen Fehler machte: sie sprach auf meinen Anrufbeantworter. Diese Frau hatte eine Stimme, die unverkennbar war. Verrraucht (grob umschrieben), die Stimme hörte sich nach 30 Jahren Daueraufenthalt im Wirtshaus an. Damit ging ich zur Polizei.

Damit es einigermassen kurz bleibt: Zara überstand alles sehr schnell.
Schos erholte sich immer mehr von seinem Schnupfen - auch die herausquellenden Augen verschwanden dann mit den Monaten.
3 Gerichtsverhandlungen hab ich gewonnen – die Tierarztkosten von über 5000,- DM musste ich trotzdem selber tragen. Die Frau wurde zu (mit Verhandlungskosten) 45000 DM verurteilt.
Beide Katzen sind heute immer noch wohlauf und gesund, und danken mir und meiner inzwischen zur Frau gewordenen Freundin, es mit jeder Sekunde ihres Lebens.
Und um wieder auf den Schos zurückzukommen: er liegt hier auf dem Rücken auf meinem Schoß (der Schos) und lässt sich mal wieder kraulen...

Mit freundlichen Grüßen, Schorschi