Erlebnisse und Beobachtungen

mit den Samtpfoten

Berliner Whisky      

Zur Zeit lebe ich aus beruflichen Gründen in Berlin, fernab von Frau und Kind und Heim und Katze. Doch der Euro muss ran und so tut man was man kann. Meine Vermieter sind Nichtraucher und deshalb muss ich, wenn ich meinem Laster frönen will, immer einen Spaziergang machen. Mein Zigarettenkonsum hat sich dadurch fast halbiert. Auf meinen Rauchwanderungen durch das schöne Wohnquartier habe ich so einige Fellnasen kennen gelernt. Einige schüchtern und scheu, andere wieder sehr anhänglich. Einer hat es mir besonders angetan. Ein Norwegerkater den ich "Whisky" getauft habe.

Whisky ist noch sehr jung und sehr ungestüm. Wenn ich abends heim komme, wartet er meistens hinter einem Busch. Und dann sind meine Füsse sein Ziel. Er springt mich an und verprügelt die Schuhe so lange, bis ich etwas werfe dem er nach rennen kann. Mal ein kleiner Ast, mal eine Eichel. Heute habe ich ein Leckerchen mitgebracht. Knabberstangen mit Lachs und Forelle. Ich konnte sie gar nicht so schnell auspacken, wie er sie verschlungen hat. Als er dann alle acht gefuttert hatte, wurde er sehr anlehnungsbedürftig und hat meine Füsse beschmust. Als ich ihn dann aber streicheln wollte, zeigte er nach ein paar Minuten sein Temperament. Meine Hand wurde mit allen vier Pfoten und den dazu gehörenden Krallen incl. Zähnen bearbeitet. Ich habe nur noch die Zähne zusammen gebissen und still gehalten. Wenn ich die Hand weggezogen hätte, wäre ich um einen Arztbesuch nicht herum gekommen. Jetzt sieht meine Hand nur aus, als hätte ich mit einem Kaktus geboxt.
Füttern darf man ihn und auch etwas streicheln, aber wenn er sich hinlegt muss man weggehen, sonst fehlen ein paar Quadratzentimeter Haut auf der Hand. Trotzdem kriegt er immer seine Knabberstangen und ich habe die Gelegenheit, ein wenig eine Katze zu streicheln.

Schmusen mit Karl Marx  

Seit ich mich in Berlin aufhalte, habe mich auch schon mit einigen Katzen aus der Nachbarschaft angefreundet. Wenn man weiss wie die Pelznasen ticken, ist das gar nicht so schwer. So war es auch mit dem Kater "Whisky". Ein junger Kater, der seinen armen Kollegen das Leben schwer macht. Ständig fängt er irgendwelche Händel an. Aber auf der anderen Seite ist er auch ein sehr verschmuster Kater, der gar nicht genug gekrault werden kann. Er hat sich schon an mich gewöhnt. Wenn ich heim komme wartet er schon auf mich (oder auf die Leckerchen die ich dabei habe). Meistens schläft er auf dem Komposthaufen meiner Vermieter. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe bin ich richtig erschrocken. Ich dacht er wäre tot und jemand hat ihn ganz pietätlos entsorgt. Aber zum Glück habe ich mich geirrt.

Da ich Frischluftfanatiker bin ist bei mir in der Nacht immer ein Fenster auf. Neulich nachts träumte ich, dass ich mit Karl Marx schmuse (nein ich habe nicht die Seiten gewechselt, haha). Aber das Gekitzel von Haaren im Gesicht weckte mich auf. Als ich das Licht anmachte um zu sehen was Karl Marx in meinem Bett macht, lag Whisky dort und war nicht sehr erbaut über die Störung der Nachtruhe. Ich habe ihn so leise wie möglich nach draussen befördert. Ich wollte nicht, dass meine Zimmerwirtin, eine sehr nette ältere Dame, wach wird. Am nächsten Abend erwartete sie mich dann schon. Sie fragte mich, ob ich einen neuen Freund hätte. Ich sah sie verständnislos an und sie erklärte mir, dass Whisky in meinem Bett lag, als sie es machen wollte. Jetzt muss das Fenster auf Kippe stehen damit ich nicht wieder von Karl Marx träume.


Herzlichen Dank für diese beiden Einsendung an Andreas Koeppen !



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