Erlebnisse
und Beobachtungen

mit den Samtpfoten

Die Truckerkatze

Da ich meinen Job als Dozent für Computerneulinge verloren hatte, wechselte ich wieder in meinen Beruf als Fernfahrer. Abends trifft man sich auf den Rastplätzen Europas und erzählt, was so am Tag gelaufen ist. Auf einem Rastplatz in der Schweiz traf ich einen Trucker aus Bremen namens Bernd. Wir kamen ins Gespräch und bald hatte ich erfahren, dass er auch Katzenfan ist wie ich.
Ich wollte gerade zu meinem Fahrzeug zurückgehen, da bemerkte ich unter seinem Truck eine Tigerkatze. Erstaunt lockte ich sie. Aber sie war schüchtern und kam nicht. Bernd lachte und rief: "Keine Chance! Die gehört zu mir. Komm Charlie!" Erstaunt sah ich zu, wie diese Katzenschönheit in den Truck sprang, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt für ein Katze, im Truck zu fahren.

Ich fragte ihn, wie es dazu kam. Er erzählte, dass er die Katze eigentlich für seine Frau besorgt hatte, da er immer so lange fort war. Das war vor fünf Jahren. Die Katze hatte sich aber an ihn gehängt. Immer wenn er für eine Woche auf Tour ging, gab es ein Spektakel. Eines Abends, er wollte gerade losfahren, war Charlie verschwunden. "Die schmollt bestimmt" dachte er, und fuhr los.
Unterwegs horte er aus seiner Reisetasche ein zartes "MIAU". Erstaunt hielt er an. Charlie hatte in seiner Wäsche geschlafen und war mitgenommen worden.

Seitdem reist sie mit ihm durch Europa. Vom Nordkap bis nach Sizilien und von Schottland bis nach Moskau ist sie schon mitgefahren. Sie geht nie weiter als zehn Meter vom Truck weg und wenn er sie ruft, kommt sie sofort. "Versuche mal einzusteigen!" forderte er mich auf. Ich ging auf die Leiter und griff ins Führerhaus. Weiter kam ich nicht, denn auf einmal sah ich, wie aus dem kleinen Tigerkätzchen eine reißende Tigerkatze wurde. Mit Fauchen und einem dicken Schwanz stand sie da auf dem Fahrersitz. "Noch nie ist mir was geklaut worden" erzählte Bernd, "auch wenn ich das Auto offen lasse."

Wenn ich daran denke, was Mumpfi für einen Terror macht, wenn es ans Autofahren geht, kann ich mir kaum vorstellen dass eine Katze freiwillig Auto fährt. Und dann noch in einer Truckkabine, die sowieso schaukelt wie ein Schiff bei hohem Seegang. Aber die Liebe zu ihrem DOSI macht das wohl möglich. Ich wünsche den beiden jedenfalls allzeit eine schrottfreie Fahrt.


Vielen Dank dafür an : Andreas Koeppen


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